re-flexion interview dave gahan - juni 2003

Pagandance Synthetics in Hamburg mit dem Depeche Mode Frontmann Dave Gahan getroffen, um mit ihm ein sogenanntes Round-Table Interview zu führen.

re-flexion: Die Stücke Deines neuen Albums sind sehr bestimmend, mit viel Gefühl und ebenso komplex. Wie viel Zeit hast Du Dir für die Produktion dieses Albums genommen?


Dave: Zuerst einmal vielen Dank für die netten Worte. Die einzelnen Songs von "Paper Monsters" sind über einen relativ langen Zeitraum hinweg entstanden, aber es verhielt sich immer so, dass Knox und ich während der Schreibphase früh morgens aufgestanden sind und dann bis spät in die Nacht hinein daran gearbeitet haben und letztlich auch meist ein Ergebnis am Ende des Tages vorlag. Auch wenn dieses nicht immer gleich ein kompletter Song gewesen ist.
Es war für uns immer wichtig, ausdrucksstarke und zugleich auch emotionale Titel zu schreiben und daher haben wir uns anfangs gar nicht um die Möglichkeiten der technischen Umsetzung der Texte gekümmert. Wir wussten, dass wir später dann mit der musikalischen Umsetzung der Texte und der damit verbundenen Ausdrucksstärke keine großen Probleme bekommen würden. Das Gleiche gilt für einen gut strukturierten Chorus.
Die Idee, in einen Text etwas tatsächlich Passiertes zu involvieren, stand für uns immer im Vordergrund. Und das musste manchmal dann auch sehr kurzfristig und spontan passieren.
Das Schreiben der Stücke für das Album hat insgesamt ein gutes Jahr gedauert. Ursprünglich hatte ich damit während der "Exciter"-Phase von Depeche Mode begonnen, war aber damals nicht so auf meine eigenen Songs konzentriert. Die meisten Titel sind im Sommer 1999 in New York entstanden.

re-flexion: Wie fühlst Du Dich jetzt, da Du das erste Mal ein Album ohne Depeche Mode veröffentlichst?

Dave: Nun ja, zuerst muss ich einem sagen, dass es eine ganze andere Sache ist, als Bandmitglied von Depeche Mode ein Album mit einzuspielen, als ein eigenes zu produzieren. Ich habe in vielen Dingen eine ganze Menge von Martin gelernt und auch allein die Zugehörigkeit zur Band und das Präsentieren der Songs habe ich sehr viele nützliche Erfahrungen sammeln können.
Während der Produktion zu "Paper Monsters" ist mir das alles aber erst so richtig bewusst geworden, denn ich wusste plötzlich viel mehr als ich eigentlich gedacht hatte. Nicht nur hinsichtlich der Anordnung der Sounds, sondern auch vom Gefühl her, wie der fertige Track klingen sollte, um meine Absichten und Gefühle richtig zu vermitteln. Zeitgleich wirst Du dann ungebunden, erlebst eine neue Frische und es kommt Dir alles so vor wie ein neuer Anfang.

re-flexion: In den 90er Jahren hast Du viele Tiefpunkte in Deinem Leben gehabt. Du warst für zwei Minuten tot, angeklagt wegen des Besitzes und Konsums von Drogen, warst im Gefängnis und eigentlich schon auf ganzer Linie verloren. Wie bist Du aus diesem Tief wieder heraus gekommen?

Dave: Ich denke, dass ich zu der damaligen Zeit das riesige Glück hatte, dass Menschen um mich herum waren, die mir sehr wichtig waren. Dazu muss man aber auch sagen, dass es nicht sehr viele waren, aber es reichte. Einer von Ihnen war Janathan Kessler, ein ganz enger Freund von mir. Er hat mich immer unterstützt und mir mit all seinen Mitteln stets zu helfen versucht. Auch zu den Zeitpunkten, als ich überhaupt keine Hilfe - von niemandem - wollte.
Und natürlich hat mir damals auch meine jetzige Frau Jennifer sehr geholfen. Sie war damals auch schon eine gute Freundin von mir, lebte seiner Zeit jedoch in New York, so dass wir meist miteinander telefonierten. Es schien ihr egal zu sein, was ich gemacht hatte, sie machte sich mehr darüber Sorgen, was aus mir in der Zukunft würde. Sie hatte davor auch schon vergleichbare Erfahrungen in ihrem Leben gehabt und ich merkte, dass sie mir dadurch sehr gut helfen konnte. Das hat mich sehr ermutigt.
Aber die Stärke kommt erst mit dem Willen, mit dem eigenen Willen, die Dinge ändern zu wollen. Irgendwann war ich an einem Punkt angelangt, an dem ich endlich den Mut hatte, meinen freien Fall zu beenden und um Hilfe zu fragen. Es ist manchmal im Leben sehr wichtig, dass Du Deine Freunde wissen lässt, dass Du allein nicht mehr weiter kannst und einfach ihre Hilfe bauchst.
Im Laufe der letzten Jahre und speziell seitdem ich in New York lebe, habe ich mich mit diversen Menschen getroffen, die sich ebenfalls entschieden hatten, ihr Leben zum Besseren zu verändern. Das hat mir auch sehr geholfen.
Und dann war der Ortswechsel nach New York ansich natürlich auch eine große Herausforderung für mich. Dort kannte man mich nicht so und ich wurde nicht anders behandelt als alle anderen auch, nur weil ich Dave Gahan von Depeche Mode war.
Ebenso hat es mir sehr gut getan, anderen Menschen zu helfen, ihnen zuzuhören und für sie da zu sein. Ich habe nicht zuletzt auch dadurch viel an Selbstbewusstsein und Stärke gewonnen, dass ich aus den Erfahrungen anderer die positiven Werte für mich angenommen habe und mir immer häufiger bewusst wurde, dass ich mit meinen Problemen nicht alleine war.
Ich selbst hatte mir meine eigene einsahme Welt erschaffen und mich in ihr versteckt. Auch wenn es sich jetzt vielleicht nicht so anhören mag, aber es hat wirklich ganz schön lange gedauert, bis man sich aus einer Höhle, die zu dunkel und finster war wie meine wieder ausgebuddelt hat und endlich das Tageslicht wieder sieht.

re-flexion: Du beschreibst die meisten Songs der CD als eine Mischung aus Humor und Glauben - war es schwer, die richtige Mischung für diese Realisierung zu finden?

Dave: Hhhmm, nein eigentlich nicht wirklich. Das gelang mir im Wege der Erfahrungen und Produktionsweisen, die ich vorhin ansprach, recht gut. Die Atmosphäre in New York, die Stadt selbst - das alles waren Herausforderungen für mich. Und New York ist wirklich eine riesige Stadt, in der sich alles sehr schnell abspielt und diesem ganzen Prozedere kann man einfach nicht entkommen. Egal was ich machte, ich musste immer irgendwie raus und war plötzlich unter vielen Menschen - daran musste ich mich wirklich erst eine Zeitlang gewöhnen.
Aber all diese Erfahrungen halfen mir, zu erkennen, dass es da soviel mehr in der Welt für mich zu entdecken und zu erfahren gab, von dem ich schon dachte, dass es für mich nicht mehr existieren würde.
Und um jetzt zum Album überzuleiten: ich wollte nicht, dass dieses Album einmal mehr die Seiten des Dave Gahan aufzeigt, die alle bereits kannten und kennen wie zum Beispiel den Sänger oder dann auch den kaputten Menschen. Sondern ich wollte, dass man in mir nun auch einen Menschen voller Hoffnung insichtlich seiner Zukunft sieht und natürlich auch hinsichtlich jedes gegenwärtigen Momentes.
Es liegt halt immer an einem selbst, ob man in Selbstmitleid ob der Dinge, die man in der Vergangenheit getan hat, zerfliessen will oder ob man sich lieber seinen noch vor einem liegenden zukunftigen Aufgaben widmet. Zugleich sollte man in vielen Punkten für viele Dinge, die man erlebt hat und noch erleben wird dankbar sein.

re-flexion: Wie hast Du Dir im Studio die Arbeit mit anderen Musikern aufgeteilt?


Dave: Man kann unsere Arbeitsweise als sehr offen bezeichnen und genau das war ein großes Anliegen von mir. Ich wollte mit einer Gruppe von Leuten zusammenarbeiten, die sich mit ihren Ideen austauschten und den jeweiligen Vorschlägen der anderen mit Respekt entgegen traten, egal was sie zu den entsprechenden Zeitpunkten davon hielten.
Ich wollte dieses Verfahren schon seit langer Zeit auch bei den Arbeiten mit Depeche Mode realisiert sehen, konnte die anderen diesbezüglich jedoch nicht auf meine Seite bringen. Daher war es sehr offensichtlich für mich, dass ich mir andere Leute hinsichtlich einer Zusammenarbeit suchen musste.
Es hat eine Zeit lang gedauert, aber es hat geklappt. Ich habe damals bei der Zusammenarbeit mit Knox gemerkt, dass er sehr enthusiastisch bei der Arbeit war und ihm meine Ideen auch sehr gut gefielen und er wirklich alles daran gesetzt hat, diese zu verwirklichen. Dasselbe galt für mich in Bezug auf seine Vorschläge.
Ich denke, dass es wichtig ist, dass Du bei der Arbeit in einer Band oder bei der Produktion eines Soloalbums mit mehreren Leuten offen bist für deren Gedanken, für deren Vorschläge. Denn manchmal ergeben sich aus einer Sichtweise plötzlich nie geglaubte Ideen und man verwirklicht etwas, dass man selbst wahrscheinlich gar nicht so erkannt hätte. Außerdem kann das Ergebnis auch recht schnell langweilig werden, wenn Du alles alleine machst, weil Du der Meinung bist, bereits alles zu wissen und keinerlei Einflüsse von Außen her mehr zu brauchen.

re-flexion: Hast Du Dir eigentlich im Vorfeld der Album-Veröffentlichung von "Paper Monsters" schon Gedanken über den kommerziellen Erfolg der CD gemacht?

Dave: Weisst Du, Jon Collyer, der Progammierer, Knox Chandler und ich machen immer dann, wenn wir wieder einen Track fertig gestellt haben oder auch Abends das Studio verlassen einen Witz und verabschieden uns mit den Worten: "Wir sehen uns dann in den Charts" (lacht!).
Das ist natürlich immer nur ein Scherz, denn in erster Linie machen wir die Musik, die uns gefällt. Aber natürlich müsste ich lügen, wenn ich behauptete, dass mir kommerzieller Erfolg nichts bedeutete. Ich möchte selbstverständlich, dass meine Musik so viele Menschen wie möglich erreicht. Diese Ziele hatte ich natürlich auch immer bei den Depeche Mode Veröffentlichungen.
Und um dieses Ziel zu erreichen, tue ich mein Möglichstes. Ich beginne im Sommer eine längere Tournee, um das Album bis zum Jahresende live zu promoten. Diesbezüglich mache ich auch einige Dinge, auf die ich mich freue, da ich sie bislang noch nie gemacht habe. Dazu zählen unter anderem auch die Auftritte bei Festivals.
Und gerade das ist irgendwie recht amüsant, denn im letzten Jahr hatten wir mit Depeche Mode eine Menge Anfragen, doch mal auf Festivals in Europa zu spielen. Ich hätte mich sehr darauf gefreut und wollte das unbedingt machen, aber leider waren Martin und Fletch total dagegen und wir haben es sein lassen.
Als ich nun in diesem Jahr wieder die Möglichkeit angeboten bekam, bei den großen Festivals im Sommer aufzutreten, habe ich gleich zugesagt, weil ich denke, dass das richtig viel Spaß machen wird.

re-flexion: Dein erster Festival-Auftritt ist in Deutschland bei "Rock am Ring". Dort sind ja hauptsächlich Heavy Metal Fans ohne wohl weniger Depeche Mode Fans zugegen - hast Du Dir ein solch riskohaftes Festival bewusst zum Anfang der Tour ausgesucht?

Dave: Das habe ich mir gar nicht ausgesucht. Die Veranstalter haben mich ausgesucht. Über den entsprechenden Zeitpunkt habe ich mir keinerlei Gedanken gemacht. Der Termin stand fest und von daher... Ich werde jedenfalls auch dort auch die Bühne gehen und mein Bestes geben - so wie ich es immer mache.

re-flexion: Auf "Paper Monsters" hast Du mit "Stay" einen wirklich wunderschönen Titel Deiner Tochter Stella Rose gewidmet - was denken Deine anderen Kinder denn darüber und über das Album allgemein?

Dave: Na ja, Jimmy und Jack sind etwas älter als sie und ich denke nicht, dass gerade dieser Titel zu ihren persönlichen Lieblingssongs des Albums gehört. Sie sind klasse Jungs und stehen mehr auf die etwas härteren Sachen. Jimmy zum Beispiel gefällt "Hidden Houses" und "Dirty Sticky Floors".
Bevor ich los musste, hat er sich die CD geschnappt und ist damit in sein Zimmer gegangen. Ich fragte ihn, was er nun vorhabe und er sagte, dass er sich noch mal mein Album anhören wolle, um es zu rezensieren. Als er dann damit fertig war, kam we auf mich zu und sagte: "Yeah, ich denke, das ist ein wirklich gutes Album!" (lacht)!
Jack sagte irgendwann zu mir, dass diese CD nach seiner Meinung die beste sei, die ich seit langer Zeit gemacht hätte. Er hatte die übereinstimmende Meinung zusammen mit seinen Freunden in der Schule, dass "Dirty Sticky Floors" und auch "Bottle Living" die besten Songs des Albums wären. Aber ihm gefallen auch Stücke wie "Hold On", "A Little Piece" und "Hidden Houses" sehr gut.

re-flexion: Ist Dir die Meinung Deiner Kinder zu Deinem Album wichtig?

Dave: Oh ja, die ist mir sogar sehr wichtig. Meine Kinder haben mich auf dem ganzen Weg dieser CD begleitet. Vor allem Jimmy war sehr häufig bei mir, als ich die meisten der Songs geschrieben habe. Wir sind dann viel durch die Straßen von New York gelaufen, haben immer mal wieder angehalten, um einige Zeilen zu Papier zu bringen und dann habe ich ihn auch immer nach seinen Gedanken befragt.

re-flexion: Was würdest Du sagen liegt Dir besser - einen frischen, kraftvollen Song zu schreiben oder doch eher die ruhigere Schiene?

Dave: (überlegt)...Ich weiss gar nicht genau, ob der eine oder andere Song für mich einfacher zu schreiben ist - beide Seiten gehören zu mir. "Dirty Sticky Floors" ist zum Beispiel ein Song geworden, der die Masse, die Fans anspricht, sie einnimmt und eine bestimmte Atmosphäre verströmt. Immer wenn ich diese Art von Lieder schreibe, denke ich über die jeweilige Perspektive nach, aus welcher ich das Stück betrachtet wissen möchte. Das gilt auch für die Anreihung der einzelnen Tracks auf dem Album.
Ich habe versucht, die Titel so auf "Paper Monsters" anzuordnen, dass man das Album mit einer Art Konzert vergleichen kann.
Um aber noch mal auf Deine Frage zurückzukommen; mir machen beide Arten von Songs Spaß. Bei Depeche Mode zum Beispiel war und ist es einfach auch die Umgebung, in welcher die Songs entstehen. Im Studio singe ich gerne ruhigere und langsamere Lieder ein, aber auf der Bühne liebe ich die kraftvollen Stücke dann umso mehr.
Ich werde auf auf der kommenden Tour einige Depeche Mode Songs spielen. Mir schweben da so drei bis vier Stücke vor. Aber sicherlich werden sich diese ab und zu einmal im Programm ändern. Wir haben bei der "Exciter" Tour auch diese Spontanität verwirklichen können und wenn meine Band bei dieser Tour ähnlich agiert, dann werde ich es auch dieses Mal wieder situationsabhängig machen.

re-flexion: Gibt es Stücke, die Du eigentlich für das "Exciter" Album von Depeche Mode geschrieben hast, die nun aber auf "Paper Monsters" zu finden sind?

Dave: Ich habe nicht einen einzigen Song zum "Exciter" Album beigesteuert. Ich habe Martin seinerzeit drei Titel vorgespielt, die er auch mochte, aber irgendwie hat er sich dann nie mehr dazu geäußert, ob diese auch ihren Weg auf das Album finden würden. Er hatte natürlich auch selbst wieder viele Stücke geschrieben.
Für stand bereits damals fest, dass diese Titel irgendwann den Weg auf mein Album finden würden, denn ich habe sehr viel Arbeit in diese investiert. Ich hatte während der "Ultra" Aufnahmen auch einen Titel mit Namen "Closer" geschrieben, der dann unter Depeche Mode nicht erschienen ist. Dafür werde ich ihn aber als Bonustrack auf einer meiner Singles in der Zukunft veröffentlichen.

re-flexion: Haben Martin L. Gore und Andrew Fletcher Deine CD schon gehört - und was ist mit Alan Wilder?

Dave: Ich weiss leider gar nicht, was Alan derezeit so macht. Ich habe ihn seit langer Zeit weder gesehen noch gesprochen.
Fletch hat sich seinerzeit als ich zum Mixen der Songs in London gewesen bin sechs Tracks angehört und war wirklich hin und weg von diesen. "Dirty Sticky Floors" fand er grandios und war auch sofort der Meinung, dass dieser Titel das Zeug zu einer klassischen Single habe. Außerdem haben ihm auch noch "Hidden Houses" und "Stay" sehr gut gefallen.
Während Fletch mir viele Komplimente hinsichtlich des Albums machte, so habe ich von Martin weiter noch gar nichts gehört. Ich habe ihm natürlich auch eine CD geschickt, aber da er sich auch für einige Zeit im Urlaub befand, ist er vielleicht noch nicht dazu gekommen...ich weiss es nicht.

re-flexion: In dem Stück "Bottle Living" singst Du von einem König ohne Krone - also von Dir. Warum singst Du den Titel aus der Sicht eines anderen?

Dave: Es war so einfacher für mich und es hat mir Spaß gemacht. Wir haben so etwas schon mal in der "Exciter" Phase gemacht. Es fiel mir hier somit leichter, die richtigen Worte zu finden, weil ich nicht über meine momentane Verfassung schreibe musste, sondern über eine Art, mit der ich mich selbst identifizieren konnte.

re-flexion: Wer hatte denn die Idee zu diesem konträren CD-Cover - einerseits die dunklere Silouette von Dir und dann dazu die helle verschnörkelte kinderartige Schrift?

Dave: Das Cover war meine eigene Idee! Ursprünglich wollten ein Photo nehmen, dass wie ein ausgeschnittenes "Paper Monster" aussehen sollte. Dieses sollte sich dann auf einem Photo mit Gebäuden befinden, welches wir in Lissabon aufgenommen hatten und ebenfalls ausgeschnitten wirken sollte.
Und die Schrift sollte dann ganz oben über diesen Bildern stehen. Man sollte irgendwie eine Art Zirkusatmosphäre beim Studieren des Covers im Kopf haben. Aver ich wollte, dass die Schrift sehr kindlich rüberkommt, so als habe ein Kind die Buchstaben irgend aus einer Zeitung ausgeschnitten.
Das Bild, welches wir nun genommen haben, empfinde ich nicht unbedingt als dunkel, sondern eher als ausdrucksstark.
Das jetzige Cover ist so entstanden, weil unsere ersten Vorstellungen einfach optisch nicht gut wirkten - aber ich bin sehr mit dem jetzigen zufrieden, denn ich finde, es passt einfach gut zum Album.

re-flexion: Sofern Deine Solo-CD sehr erfolgreich werden sollte, könntest Du Dir auch ein Leben ohne Depeche Mode vorstellen?

Dave: Ob ich mir das vorstellen könnte? Ja, natürlich kann ich das. Die Frage an sich ist nicht einfach. Alles was ich tue, egal wann und wo, Depeche Mode ist immer um mich. Wir machen seit über 22 Jahren Musik zusammen. Das ist eine lange Zeit und auch sehr viel Arbeit, die uns verbindet und man kann diese Komponenten nicht einfach außen vor lassen.
Und es hat nichts mit dem Erfolg dieser Platte zu tun, sondern ich selbst verändere mich, ich entwickle mich auch oder gerade auf dem musikalischen Wege und ich stelle mich neuen Herausforderungen.
Ich hoffe, dass es in der Zukunft, wenn ich wieder mit Martin zusammen sitzen werde, um über eine neue Depeche Mode CD zu sprechen, so sein wird, dass auch er sich dann mehr öffnen wird, um neue, andere Sichtweisen und Ideen an sich heran zu lassen. Denn wenn er das nicht macht, wird Depeche Mode keine Zukunft mehr haben. Wenn wir nicht weiterhin kreativ sind und uns vorwärts bewegen, dann würden wir nur auf alte Ideen zurückgreifen und diese kopieren und dass war noch nie die Art von Depeche Mode und wird es auch nie sein. Seit Alan damals die Gruppe verlassen hat, fehlt meiner Meinung nach ein ganz entscheidendes musikalisches Element bei uns. Wir müssen wieder andere Leute mit auf das Schiff Depeche Mode nehmen, denn ansonsten ist eine Depeche Mode CD ein Martin L. Gore Solo-Album, auf dem ich singe.
Man muss sich klar machen, dass das musikalische Überbleibsel von Depeche Mode Martin L. Gore und Dave Gahan sind, sonst niemand! So war es die letzten Alben, aber in Zukunft brauchen wir da sicher neue Leute.

re-flexion: Auch Martin L. Gore hat ein neues Soloalbum aufgenommen - siehst Du da eine Art Wettkampf zwischen Euch aufkommen?

Dave: Nein, keinesfalls.

re-flexion: Früher schien Dir Deine Frisur wichtiger gewesen zu sein, als Deine Musik - hat sich daran im Laufe der Zeit etwas geändert?

Dave: Zuerst muss ich dazu sagen, dass mir meine Haare noch immer sehr wichtig sind. Wenn meine Haare nicht liegen, dann kann mir das den ganzen Tag vermiesen.
Aber es ist richtig, dass ich heute mehr auf die inneren Werte - natürlich auch bei mir - achte, als das sicherlich früher der Fall gewesen ist.
Als ich seinerzeit bei Depeche Mode das Gefühl hatte, dass sich die Band in eine andere, neue Richtung bewegen musste, da änderte meine Haare. Mal klappte es, mal nicht - das war und ist ein Risiko, dass eingegangen werden musste...

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